Der Trompeter an der Katzbach

Von Wunden ganz bedecket
der Trompeter sterbend ruht,
an der Katzbach hingestrecket,
der Brust entströmt das Blut.

Brennt auch die Todeswunde,
doch sterben kann er nicht
bis neue Siegeskunde
zu seinen Ohren bricht.

Und wie er schmerzlich ringet
in Todesängsten bang
zu ihm herüberdringet
ein wohlbekannter Klang.

Das hebt ihn von der Erde,
er streckt sich starr und wild
dort sitzt er auf dem Pferde
als wie ein steinern Bild.

Und die Trompete schmettert,
fest hält sie seine Hand
und wie ein Donner wettert
Victoria ins Land.

Victoria so klang es
Victoria – überall,
Victoria – so drang es
hervor mit Donnerschall.

Doch als es ausgeklungen,
die Trompete setzt er ab;
das Herz ist ihm zersprungen,
vom Ross stürzt er herab.

Um ihn herum im Kreise
hielts ganze Regiment
der Feldmarschall sprach leise:
Das war ein selig End!

Paul Hawkshaw: Der Trompeter an der Katzbach ABLO

Hawkshaw, Paul: 'Bruckner's Eighth Symphony: Old Issues, New and Revisited Sources'. Anton Bruckners Wiener Jahre (= Wiener Bruckner-Studien 1) (hrsg. v. Erich Wolfgang Partsch, Renate Grasberger und Elisabeth Maier), 2009, S. 111–127.

Hawkshaw, Paul und Partsch, Erich Wolfgang: Das Kitzler-Studienbuch. Anton Bruckners Studien in Harmonie- und Instrumentationslehre bei Otto Kitzler (1861–63). Faksimile-Ausgabe nach dem Autograph der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Mit einem Essay herausgegeben von Paul Hawkshaw und Erich Wolfgang Partsch (= Anton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe, Bd. XXV). Musikwissenschaftlicher Verlag: Wien 2014. Abbildungen unter WnMus.Hs.44706.

„Der Trompeter an der Katzbach – WAB 201“, in: Digitales Werkverzeichnis Anton Bruckner, hg. von Robert Klugseder und Clemens Gubsch (letzte inhaltliche Änderung: 08.09.2020, abgerufen am 13.05.2025), http://www.bruckner-online.at/wab-201.